Unterwegs mit seinem blauen Rad: Henning Spenthoff.
Unterwegs mit seinem blauen Rad: Henning Spenthoff.
11.04.2025
Interview

Bindeglied zwischen Stadtteil und Verwaltung

Koordinieren, moderieren, vermitteln: Henning Spenthoff hat als Projektkoordinator Zentrumsentwicklung für Gremmendorf im September seinen Dienst angetreten. Die neu geschaffene Stelle wird jeweils zu einem Drittel vom Stadtplanungsamt, dem Amt für Mobilität und Tiefbau und Münster Marketing getragen. Ein Novum in der Stadt Münster. 
Ein Gespräch über Aufgaben, Herausforderungen und Visionen. 
 

Herr Spenthoff, sind Sie der neue Mann für alle Fälle in Gremmendorf?
Nein. Ich bin nicht der Stadtteilkümmerer, der sich jetzt um alle Angelegenheiten des Stadtteils kümmert. Meine Aufgaben sind relativ klar festgelegt auf die Zentren-Entwicklung. Und da reden wir über die Meile, den Albersloher Weg sowie das York-Quartier und wie die drei sich zusammen entwickeln. Darüber hinaus verschließe ich aber natürlich nicht meine Augen: Wenn es passt, schalte ich mich auch ein. Ich bin aber nicht zuständig, wenn eine wilde Müllkippe gefunden oder ein Fahrradweg blockiert wird. Der Mann für alle Fälle bleibt Colt Seavers, der Charakter aus der gleichnamigen US-Serie. 
 

Was sind konkret Ihre Aufgaben? 
Fakt ist, dass sich Gremmendorf in den nächsten Jahren enorm weiterentwickeln wird. Auf York kommen 5000 neue Bewohnerinnen und Bewohner dazu, das ist quasi fast die Hälfte des Bestandes nochmal on top. Und das merken wir im Stadtteil, überall wird gebuddelt und gebaut. Und das führt auch zu Zukunftsfragen. Durch meine Arbeite möchte ich verschiedene Belange vor Ort bündeln, ein Ohr dafür haben, wo der Schuh drückt und dann gleichzeitig in der Stadtverwaltung die passenden Leute ansprechen, für Lösungen sorgen oder die Betroffenen an einen Tisch bringen. Von den Einzelhändlern kann ich nicht erwarten, dass sie wissen, in welchem Fachamt sie welchen Mitarbeiter anrufen müssen, wenn sie eine Frage haben. Ich bin das Bindeglied zwischen dem Stadtteil und der Stadtverwaltung. Die Verwaltung kenne ich seit Jahren, da sind die Wege relativ kurz, um an die richtigen Leute zu kommen. Kurzum: Meine Aufgabe ist es, die Anliegen der Stadtverwaltung in Richtung des Stadtteils und andersherum zu koordinieren. Dazu kommt der Zentrenbeirat. Er ist das Gremium aus dem Stadtteil für den Stadtteil. 
 

Wie arbeiten Sie mit dem Zentrenbeirat zusammen? 
Es ist angedacht, dass der Zentrenbeirat sich viermal im Jahr trifft. Das sind Gewerbetreibende, Politiker, Vereine, Institutionen, Bürgerinnen und Bürger – fast 40 Ehrenamtliche. Anlassbezogen findet zudem ein E-Mail-Kontakt statt, je nach Sachlage auch mal mit einem kleineren Kreis. Mein Ansatz wäre, dass dieser Zentrenbeirat nicht nur ein Informationsgremium ist, sondern ein aktives Instrument, dass Themen aktiv selbst gestaltet:  zum Beispiel, einen winterlichen Infoabend veranstaltet und die Bürgerinnen und Bürger bei einem Glühwein einlädt, ins Gespräch über den Stadtteil zu kommen. Oder beim neuen Modellprojekt der Polizei zur Integration der Geflüchteten in der ZUE eine aktive Rolle übernimmt und mit den Geflüchteten, die ja quasi unsere Nachbarn sind, in ein gemeinsames Projekt kommt. 
 

Auch das kann den von Ihnen erwähnten Zukunftsfragen entgegenwirken. Welche meinen Sie konkret damit? 
Es sind Fragen und Sorgen, die sich schon länger bemerkbar machen und vielleicht auch noch ein wenig anhalten werden. Zum einen ist das natürlich die Verkehrssituation auf dem Albersloher Weg. Erst gab es nur die Baustelle der Stadtnetze, die nur den Albersloher Weg lahmgelegt hat, kaum war die fertig, kommt eine Baustelle der Stadtverwaltung hinterher, die legt ihn wieder lahm. Aus technischen Gründen war ein anderes Timing nicht möglich. Aber die Kommunikation dazu können wir von Seiten der Stadt bestimmt besser machen. Diese Sachen verursachen hier im Stadtteil aber natürlich Bauchgrummeln. Das hat damit zu tun, dass dieser Stadtteil wächst. Eine wachsende Bevölkerung braucht eine mitwachsende Infrastruktur, und das geht natürlich nicht mit einem Fingerschnipp über Nacht. Dahinter stehen bauliche Entwicklungen, die uns allen auf die Nerven gehen aber notwendig sind. Da müssen wir leider ein paar Jahre durch, aber dann haben wir hier einen großartigen Stadtteil. Nehmen wir das York-Gelände. Wir müssen derzeit damit leben, dass wir in Gremmendorf eine schlechte Nahversorgung haben. Aber wenn die Flächen auf York entsprechend veräußert sind und Investoren ihr Vorhaben umgesetzt haben, dann werden wir dort großflächigen modernen neuen Einzelhandel haben, der hoffentlich in einer guten Ergänzung zur Meile ein aktives Zentrum bildet. Da haben wir aber natürlich auch wieder die nächsten Sorgenfalten. Das muss miteinander in Einklang gebracht werden. Und das geht nicht ohne Reibung.
 

Sie sind manchmal mehr Seelenklempner und Arzt als Manager?
Man muss sich die Argumente von allen Seiten anhören. Dem einen tut es mehr weh, dem anderen weniger. Da bin ich nicht Seelenklempner. Aber zuhören und versuchen, im Gespräch gemeinsame Lösungen zu entwickeln, an dieser Stelle sitze ich. 
 

Welche Qualitäten muss ein Projektkoordinator mitbringen? Kommunikativ, belastbar, konfliktfähig sein? 
Das trifft es gut. Kommunikativ steht an erster Stelle. Ich kann nicht grummelig durch den Stadtteil laufen und sagen, sprich mich nicht an, ich will davon nichts wissen. Das wäre völlig falsch. Aus konfliktfähig würde ich eher diplomatisch machen. Wir müssen Kompromisse finden, um für alle das möglichst Beste zu erreichen. Deshalb ist Diplomatie eine gute Eigenschaft. Und Geduld. Die baulichen Entwicklungen gehen nicht über ein Jahr, sondern wir reden über lange Planungs- und Entwicklungszeiträume. Wir brauchen Geduld, und dann wird es auch gut. Wir müssen zusehen, dass wir alle gemeinsam auf diesem Weg bleiben und uns nicht gegenseitig in eine negative Grundhaltung ziehen. Wir wissen, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Also müssen wir sehen, dass wir es gut miteinander gestaltet bekommen. Und das ist mein Hauptanliegen. 
 

Kennt Sie eigentlich schon jeder?
Das müssen Sie die anderen fragen. (lacht) Im Amt bin ich frisch. Ich hatte schon Termine mit ganz vielen unterschiedlichen Gruppen. Ich wohne seit sieben Jahren mit meiner Familie im Stadtteil. Die Kinder sind im Sportverein, ich fahre mit meinem blauen Lastenrad, das sicher auch jedem auffällt, über die Meile, habe ein großes privates Netzwerk. 


Auch wenn Sie noch recht kurz im Amt sind: Was waren besonders schöne Momente, die Sie erlebt haben? 
Eine Woche nach Amtsantritt war ich beim Fußballspiel unserer ältesten Tochter beim SC Gremmendorf. Da kam ein Vater auf mich zu und war begeistert, dass es so etwas wie meine Stelle überhaupt gibt für Gremmendorf. Die gibt’s übrigens auch nur in Gremmendorf. Und dass es noch dazu mit einem Gremmendorfer besetzt wird, ist natürlich auch schön. Es erleichtert vieles, weil ich viele Themen einfach auch auf einer privaten Schiene mitbekomme. 


Wie sieht denn derzeit Ihr Alltag aus?
Die Vielfältigkeit der Themen ist äußerst spannend: Ich habe an einem Tag mit der Einzelhandelsentwicklung über Stadtentwicklung bis hin zu Integration von Flüchtlingen zu tun. Dann kommt noch dazwischen, dass die Turnhalle auf York ursprünglich über den Winter geschlossen werden sollte. Ich habe einen Blick auf ganz viele Dinge, die in diesem Stadtteil passieren. Von baulich bis sozial, das finde ich superspannend. Ich kann mein Umfeld vor der eigenen Haustür sogar beruflich mitgestalten. Wer kann das schon? 


Ihre Stelle ist bis 2028 befristet: Welche Vision für das York-Quartier und für Gremmendorf haben Sie denn? 
Dass wir ein erfolgreich entwickeltes York-Quartier haben, das mit der Meile ein Zentrum bildet. Und ich glaube, dass es auch keine unrealistische Vision ist, dass wir auf York ganz andere Versorgungsstrukturen haben werden als auf der kleiner strukturierten Meile und dass sich das gut ergänzt. Dass wir ein lebhaftes, qualitätsvolles Zentrum haben, und es uns gelingt, den Albersloher Weg dabei zu überspannen. Und inhaltlich hoffe ich, dass wir als Stadtteil als Gesellschaft zusammengewachsen sind mit 13.000 auf der alten, 5000 Menschen auf der neuen Seite – ein riesiges Potenzial. Ich freue mich auf viele neue Leute, die dazukommen, viele junge Familien mit Kindern, die frischen Wind und neue Ideen in den Stadtteil bringen. Mit dem Anlaufpunkt Offizierskasino, wo Stadtteilleben stattfinden kann. Wir bekommen eine neue Infrastruktur auf York, einen beeindruckenden Landschaftspark. Das ist etwas für diesen Stadtteil, wofür es sich zu kämpfen lohnt. 


So erreichen Sie Henning Spenthoff
Er ist aktuell drei Tage in Gremmendorf erreichbar, zwei Tage im Stadthaus 3 bei Münster Marketing. „Ich habe auch schon Termine im Café der Lebenshilfe gemacht, in der Stube“, sagt er.  
E-Mail-Kontakt: zentrum-gremmendorf@stadt-muenster.de  
Telefon: 0251 492-2725
 

15.04.2025
Kommunikation

Die neue Impulse ist da!

In der achten Ausgabe des Quartiersmagazins steht das neue Gremmendorf Zentrum mit Gesundheitszentrum, Supermarkt, Discounter und Drogeriemarkt im Fokus.
Weiterlesen
14.04.2025
Kooperationen

Von Fledermäusen und Mauerseglern

Die alten Gebäude im York-Quartier bieten Lebensräume für zahlreiche, teilweise gefährdete Tierarten.
Weiterlesen
11.04.2025
Interview

Bindeglied zwischen Stadtteil und Verwaltung

Henning Spenthoff hat als Projektkoordinator Zentrumsentwicklung für Gremmendorf im September seinen Dienst angetreten.
Weiterlesen
04.04.2025
Kooperationen

Internationale Politiker:innen zu Besuch

Eine internationale Gruppe tauschte sich im York-Quartier über Stadtentwicklung aus.
Weiterlesen