Bäume der York-Kaserne
Mitten in den Kasinopark sind das ehemalige Offizierskasino, zwei Kitas und eine Grundschule eingebettet.
31.05.2024
Baufortschritt

Ein Bürgerpark und Bildungsraum

Eine der spannendsten Grünflächen des Quartiers wird der Kasinopark: Mit seinem alten Eichenbestand ist er schon jetzt ein kleines Biotop im Wohngebiet. Mitten in diesen Park sind das ehemalige Offizierskasino, zwei Kitas und eine Grundschule eingebettet. Letztere befindet sich gerade im Bau, im Sommer 2025 starten die ersten Kinder ihre Schullaufbahn. Deswegen beginnen auch dort im nördlichen Teil die Arbeiten an den Grünflächen.

„Mit dem Kasinopark wird eine neue Verbindung geschaffen“, erklärt Landschaftsarchitekt Bernd Martin Filies und zeigt auf die alte Kasernenmauer: „Hier, auf Höhe der Ampelanlage an der Kreuzung Albersloher Weg/Paul-Engelhard-Weg, wird es einen neuen Durchgang geben. Dort kann man abseits der großen Zufahrten von Alt-Gremmendorf in das neue Quartier spazieren.“ Und das rund um die Uhr: Der Bürgerpark wird – anders als viele andere Grünflächen in Münster – entlang der Wege mit insektenfreundlichen Mastleuchten beleuchtet. Nur einer von vielen Hinweisen, dass der Kasinopark ein Ort wird, an dem man sich gerne aufhält.

Plan York Kaserne
Da dort der Schulhof der Grundschule liegt, starten die Landschaftsarbeiten auf den Grünflächen im nördlichen Abschnitt des Kasinoparks.
Bernd Martin Filies
Bernd Martin Filies ist Landschaftsarchitekt beim Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit der Stadt Münster und Bauleiter im Projekt Kasinopark.

Durch das Pflanzkonzept entlang der Hauptachse wird der Park nicht nur zum Naherholungsgebiet für die Bewohner:innen, sondern auch zum dringend im Stadtraum benötigten Lebensraum für Tiere. Es werden sogenannte extensive Grünflächen angelegt, also artenreiche Rasenansaaten mit Blumen und Kräutern, die nur zweimal im Jahr gemäht werden. Dazu flankieren die Wege Staudenmischungen, deren Blüten Nahrung für Bienen und Insekten bieten. Daneben liegen Nutzrasenflächen, die regelmäßig gemäht werden und somit Orte zum Spielen, Erholen und Picknicken im Grünen bieten. Außerdem laden Sitzmöglichkeiten entlang der Wege und ein Boulefeld zum Verweilen ein. Filies ist sich sicher: „Der Kasinopark wird mit seinen öffentlichen Spiel-, Sitz- und Ruhemöglichkeiten ein sehr attraktiver Baustein für ganz Gremmendorf.“

Das charakteristische Merkmal des Kasinoparks ist sein alter Eichenbestand. „Die Bäume zu schützen, steht hier an erster Stelle“, schildert Filies. „Nicht nur, weil die Eichen unter Baumschutz stehen, sondern auch, weil die großen, über Jahrzehnte gewachsenen Bäume dem Park seinen Charakter geben.“ Selbst wenn Bäume nicht gefällt werden, können Gefahren für sie entstehen: Bodenarbeiten und der Druck, den Bagger und andere schwere Baugeräte auf den Boden ausüben, können die Wurzeln beschädigen. Dank aufwendiger Wurzelschutzmaßnahmen in einem weiträumigen Bereich um die Bäume konnten Filies und sein Team zwei große Eichen, erhalten. Für Filies ist der Erhalt ein wichtiger Erfolg: „Solche Großbäume sind in ihrer Qualität nicht zu ersetzen. Diese werden später für den Schulhof prägend.“ Ergänzt werden sie durch Neupflanzungen, die zusammen eine Art grünes Dach vor der Grundschule bilden.

Eichen Bäume in der Kaserne
Seit 2023 gilt in Münster die Baumschutzsatzung. Diese besagt, dass Bäume im Stadtinnenbereich ab einer gewissen Größe nicht beschädigt oder beseitigt werden dürfen. Diese gilt auch für den Eichenbestand im York-Quartier.
Offizierskasino in der Kaserne
Die Erschließung der Flächen rund um das zukünftige Bürgerhaus im ehemaligen Offizierskasino wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Als grüne Oase im Quartier wird der Kasinopark weitgehend autofrei: Rund um die Schule und  Turnhalle sind Stellplätze für Fahrräder und PKW vorgesehen. Temporäre Parkplätze gibt es im Eingangsbereich des Parks. In dieser sogenannten Kiss-and-Ride-Zone können Eltern ihre Kinder absetzen und verabschieden. Trotzdem muss der Park im Zweifelsfall für Pflegefahrzeuge erschlossen sein. Die zweite Herausforderung für den Baumbestand wird daher der neu angelegte Weg, der quer durch den Park zwischen Grundschule und Bürgerhaus verläuft. Filies erklärt, warum Weg nicht gleich Weg ist: „Um die Bäume im Eichenhain legen wir einen geschwungenen Weg an, sodass die Wurzelräume nicht belastet werden. Durch den Kasinopark ziehen wir eine diagonale Linie mitten durch den Baumbestand. Dort arbeiten wir mit Wurzelbrücken, um den Druck des Weges auf die Wurzeln zu nehmen. Dazu legen wir im Erdreich aufgeständerte Gitter zwischen Wurzelraum und Pflaster.“ Da die Schule im Sommer 2025 ihren Betrieb aufnimmt, starten die Baumaßnahmen im Frühsommer nördlich der Diagonalen. Die Erschließung der Flächen rund um das Offizierskasino soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Mitten in den Kasinopark eingebettet liegt auf dem Schulhof ein wahres Spieleparadies: Dort können sich die Kinder auf einer Kletterlandschaft mit Korbnestschaukel, kleinen Trampolinen und einer Sandspielfläche austoben. Dieser Teil des Schulhofes hat einen Fallschutzbelag aus Holzhackschnitzeln. Auf dem asphaltierten Bereich sind Spielbereiche und Laufflächen gemalt. Parallel wird ein Teil des Landschaftsparks bebaut: Dort werden ein Fußballplatz und eine Laufbahn angelegt, die ab Sommer für den Sportunterricht genutzt werden können. „Insgesamt wird der Kasinopark eine komplett offene Freifläche. Und in diesem Park gibt es neben zwei Kitas eine Schule mit Schulhof und Spielgeräten, die öffentlich zugänglich sind“, beschreibt Filies das Konzept des Bürgerparks. Aus Sicht von Gerlinde Haase, Leiterin der Fachstelle Schulbaumaßnahmen im Amt für Schule und Weiterbildung, ist das gar nicht ungewöhnlich: „Wir zäunen Schulen nicht ein, weil wir bewusst eine Öffnung haben wollen. Eine Abgrenzung muss aber aufgrund der Aufsichtspflicht trotzdem erkennbar sein: Das schaffen wir hier durch das Klettergerüst. Dort hört der Schulhof offiziell auf, aber die restliche Fläche darf mitgenutzt werden.“
 

Gerlinde Haase
Gerlinde Haase ist als Leiterin der Fachstelle Schulbaumaßnahmen im Amt für Schule und Weiterbildung für rund 40 Erweiterungs- und Neubauprojekte zuständig.
Baustelle der Schulen
Die neue Grundschule befindet sich aktuell im Bau. Sie wird zum Schuljahr 2025/26 in Betrieb gehen.

OGS und Schule müssen zusammen gedacht werden

Nicht nur aufgrund des alten Baumbestands wird die Grundschule kein typischer Neubau: Ihre Gebäudehülle besteht aus recycelten Backsteinen des Vorgängerbaus, sodass sie weiterhin optisch mit dem ehemaligen Offizierskasino direkt nebenan harmoniert. Aber von innen ist die Schule modernster Standard: „Wir setzen mit dem Raumprogramm aktuelle pädagogische Konzepte um. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Offene Ganztagsschule nicht neben der Schule existiert, sondern beides zusammengebracht wird.“ Es gibt Offene Ganztagsschulen (OGS) zwar schon lange, aber die Zahlen explodieren und OGS sind mittlerweile unabtrennbarer Bestandteil von Schulen. Die Verzahnung der Bereiche spiegelt sich in der Gestaltung des Gebäudes als Clusterschule wider: Jedes der vier Cluster hat jeweils sechs multifunktionale Unterrichts- und Betreuungsräume, einen Differenzierungsraum, dezentrale Sanitärbereiche sowie eine Teamstation für Mitarbeitende der OGS und die Lehrkräfte, die dem Cluster zugeordnet sind. „So wachsen OGS und Schule zusammen und bilden eine Einheit“, betont Haase. Das Schulgebäude ist so aufgebaut, dass alle Räume multifunktional für Betreuung oder Unterricht genutzt werden können. Dazu werden alle Räume gleichermaßen mit Tafeln gemäß Digitalpakt-Standard mit Kurzdistanzbeamern ausgestattet. Es gibt Sichtbeziehungen zwischen den Räumen eines Clusters und selbst die Verkehrsflächen dienen nicht nur der Erschließung, sondern ebenfalls multifunktional z. B. als Aufenthaltsbereiche. „Das erleichtert die Raumplanung und die Räume können durch den Tag für Unterricht, Differenzierung und Betreuung genutzt werden,“ erklärt Haase die Grundidee.
 

„Wir haben die Räume möglichst flexibel gestaltet“

Flexibilität ist auch das Motto für die übrigen Räume: „Die Besonderheit gegenüber Schulerweiterungen ist hier, dass es noch keine Schulleitung und noch kein Pädagogenteam gibt, die das Schulprogramm festlegen. Deswegen haben wir die Räume möglichst flexibel gestaltet“, berichtet Haase. Direkt im Eingangsbereich der komplett barrierefreien Schule liegt das Forum. Durch die abgesenkte Sitzstufenanordnung müssen die Schüler:innen und Lehrkräfte nicht erst Stühle heranholen, um sich kurzfristig zu versammeln. So kann man sich zum Beispiel den Wochenbeginn in einer großen Gruppe vorstellen. Direkt an das Forum grenzen der Speiseraum der Mensa und ein Musikraum, die sich – im Sinne der Flexibilität – für größere Veranstaltungen durch Faltwände dazuschalten lassen. Die Grundschule York wird entsprechend dem vom Rat der Stadt Münster beschlossenem Musterraumprogramm insgesamt vier Mehrzweckräume erhalten. Neben dem Musikraum liegt ein Werkraum, im Obergeschoss ein Mehrzweckraum mit einer kleinen Kinderküchenzeile z. B. für gemeinsames Backen. Und dann gibt es noch einen multifunktionalen Raum, der je nach Ausrichtung des pädagogischen Konzepts der Schule genutzt werden kann, z. B. für Sachkunde, Religions- oder Englisch-Unterricht. Im Schulkomplex entsteht zudem eine Zweifachsporthalle, die wie üblich nach Schulschluss Vereinen zur Verfügung steht.

Das Konzept für den zukünftigen Kasinopark steht nun fest.
Das Konzept für den zukünftigen Kasinopark stammt aus der Feder des Münsteraner Landschaftsarchitekturbüros frei[RAUM]planung.
Die Grünflächen
Einmal durchs Quartier im Grünen: Durch die bestehenden und neu angelegten Grünflächen kann man bald eine komplette Runde durchs Quartier unter Bäumen drehen.

Kasinopark
Besonderes Highlight unter den Grünflächen: der ausgedehnte Kasinopark.

Ob Gemeinschaftsschule, Weltanschauungsschule oder katholische oder evangelische Bekenntnisschule: Bei der Neuerrichtung bestimmen die im Gebiet des Schulträgers wohnenden Eltern, deren Kinder für den Besuch der Schule in Frage kommen, in einem Abstimmungsverfahren die Schulart. „Die Bestimmung der Schulart und die Suche nach der Schulleitung werden die nächsten Schritte sein. Das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien schreibt ein Interessensbekundungsverfahren für den OGS-Träger aus. Und so wird sich nach und nach ein Pädagogenteam aus Lehrkräften, OGS und Schulleitung bilden. Das Sekretariat und der Hausmeister, für den eine Hausmeisterwohnung gebaut wird, gehören auch dazu“, blickt Haase in die Zukunft. Wie effizient die Arbeit in gemischten Teams sein kann, macht das Planungsteam der Grundschule gleich selbst vor: Während des Baus gibt es immer wieder Abstimmungen zwischen dem Amt für Schule und Weiterbildung, Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit, Amt für Immobilienmanagement, Sportamt, NRW.Urban und den Architekten. „Das Planungsteam koordiniert alles rund um den Bau. Dabei bleiben wir als Amt für Schule und Weiterbildung beteiligt, um die schulischen Interessen weiter zu vertreten. Der Architekt macht z. B. Vorschläge zum Farbkonzept und dann besprechen wir das in gemeinsamer Runde.“ Gerlinde Haase freut sich, dass der Rohbau schon weit vorangeschritten ist: „Man sieht: Es wächst. Wir haben aber auch ein sehr gutes Planungsteam.“ 


Das Anmeldeverfahren wird im Herbst 2024 stattfinden. Die Fertigstellung des Neubaus ist für Sommer 2025 geplant, sodass die neue Schule dann rechtzeitig zum Schuljahresbeginn 2025/26 einziehen kann. Mindestens 50 Anmeldungen werden für die Gründung der Schule benötigt. Mit Blick auf das wachsende Quartier werden in Zukunft sogar vier Eingangsklassen erwartet.

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