Unsichtbares Multitalent
2800 Kubikmeter Bodenaushub, rund 30 bis 40 Projektbeteiligte, 74 Tonnen Stahl: Inzwischen sind die Ausmaße der 10 mal 40 Meter großen Grube unter der neuen Baustraße nur noch erahnbar. Doch die unterirdische Anlage erfüllt eine wichtige Funktion: Entstanden ist hier ein Regenrückhaltebecken, das nicht nur das zukünftige Quartier und das unterirdische Kanalnetz sowie die Bestandsbebauung vor Überflutung bewahren wird, sondern auch noch einen Beitrag zum Gewässerschutz leistet.
Komplett neues Regenwasserkonzept
Zuständig für eine Baustelle dieser Qualität ist das Amt für Mobilität und Tiefbau. „Unsere Aufgabe ist es, das anfallende Regenwasser möglichst kontrolliert abzuleiten, damit das Kanalnetz nicht überlastet wird“, erläutert Ingenieur Marius Sakautzki-Fokin. Schon zu Kasernenzeiten gelangten die Niederschläge in der Fließrichtung von West nach Ost erst zum Albersloher Weg und von dort aus in den Vornholtgraben. Doch das zukünftige York-Quartier erhält eine neue Struktur – und somit musste auch ein gänzlich neu gedachtes Regenwasserkonzept entworfen werden. Herzstück ist das neue Regenrückhaltebecken.
Kennwerte des Regenrückhaltebeckens
Einbau Beton | 480 m³ |
Einbau Stahl | 74 t |
Bodenaushub | 2800 m³ |
Füllboden | 400 m³ |
„In normalen Baugebieten ist das meist oberirdisch als Erdbecken angelegt“, erklärt Sakautzki-Fokin. Hier allerdings habe der Platz gefehlt. „Also blieb nur die unterirdische Lösung.“ Eigentlich hätte das 10 mal 40 Meter große Becken, das 900 Kubikmeter Wasser fasst, sogar noch größer sein müssen, gibt der Ingenieur zu bedenken. Doch mit Hilfe eines Kunstgriffs konnten die Planenden die Dimensionen begrenzen: „Im Landschaftspark York legen wir ergänzend eine Retentionsmulde an, einen so genannten Entspannungspunkt“, schildert der Fachmann. „Bei ungewöhnlichen Starkregenereignissen kann sich das Wasser hier vorübergehend rückstauen und nach dem Regenereignis geordnet durch das Kanalnetz ablaufen.“
Proaktiver Gewässerschutz
Das heute unsichtbare Bauwerk verfügt über eine weitere Besonderheit: „Das Becken ist mit einer Regenwasserbehandlungsanlage kombiniert“, berichtet der Ingenieur. „Das Niederschlagswasser, welches über das Kanalnetz zufließt, wird auf drei Meter pro Stunde Oberflächenbeschickung reduziert.“ Durch den Sedimentationseffekt setzen sich Verunreinigungen wie Reifenabrieb und andere Schwebstoffe ab. „Nachts wird dieses Schmutzwasser abgepumpt und über das Abwassersystem zur Kläranlage weitertransportiert“, ergänzt Sakautzki-Fokin. „Das heißt, dass es letztlich nicht in der Natur landet – ein aktiver Beitrag zum Gewässerschutz, der derzeit für reine Wohngebiete nicht vorgeschrieben ist, den die KonvOY aber als wichtig erachtet.“